Mein Rosinenbomber - Termine beim Buergeramt Berlin per Internet (20:08 Uhr 28.03.2024)

Buergeramt Berlin Kreuzberg© Thomas MatzatEin Berliner Bürgeramt. Friedlich ruht es im Sonnenschein. Doch innen wartet der Albtraum Amtsstube auf die Berlinerinnen und Berliner. Der private Buergeramt-Termin-Service schafft Erleichterung.

Berliner Bürgeramt

Albtraum Bürgeramt - Termin-Lösung per Internet

In unseren Berliner Bürgerämtern herrscht das blanke Grauen. Wer gezwungen ist, dort hin zu müssen, wegen Reisepass, Anmeldung oder Berlinpass, erlebt Hauptstadt-Horror pur. Stundenlange Wartezeiten nur für einen Termin, Hitze, Schweiß, Aggression. Um dann, wenn man dran ist, zu erfahren, dass der nächste Termin für den Reisepass erst in 2 Monaten frei ist. Drei Berliner bieten nun eine Online-Lösung: Sie „verwerten“ stornierte Termine und bieten Sie im Internet an. MEIN ROSINENBOMBER hat den Service getestet! Hinweis: Aktuell ist der Dienst ausgesetzt (Stand. Juni 2016). Wegen der anhaltenden Probleme in den Bürgerämtern lohnt ein Blick auf diese Rosine dennoch! Nach dem Motto: Was wäre, wenn es diesen Service noch gäbe...

Reisepass: In zwei Monaten plus mehrere Wochen Herstellungszeit

Es war Mitte Juli 2015, als ich meinen Reisepass verlängern musste. Rauf aufs Fahrrad und ab zum Bürgeramt Kreuzberg, Yorckstraße. Es ist gegen Mittag – und der Warteraum platzt aus allen Nähten. Geschrei, schwüle Hitze, latente Aggressivität unter den Wartenden. Keine Chance, denke ich, erledige noch einen anderen Termin und komme gegen 15 Uhr wieder. Ein Wunder: Die Schlange vor mir hat sich abgebaut, nur noch 10 Mitbürgerinnen und Mitbürger stehen sich vor mir die Füße platt.

Nach etwa 30 Minuten darf ich das Allerheiligste, den Empfangsraum, betreten. Schock: „Der nächste freie Termin ist am 24. September“ sagt die Mitarbeiterin, ich gehe davon aus, dass sie 2015 meint. Bei mir steigt der Blutdruck. „In mehr als zwei Monaten?“ frage ich entgeistert. „So ist das nun mal“, entgegnet sie (Typ: Prinzessin der Freitagabend-Disco) schnippisch.

Mir schwillt der Kamm, ich kann das nicht glauben und will ihre Vorgesetzte sprechen. Ich kann auch gleich durchgehen zur Chefin. Wohl um mich zu beruhigen, erhalte ich von ihr einen Termin für Ende August.

Termin in 48 Stunden? Geht denn das? Ja, es geht - kostet aber Geld

Abends entdecke ich zufällig im Internet die Seite www.buergeramt-termine.de. Ich reibe mir die Augen: Hier werden Termine bei den Bürgerämtern angeboten, wahlweise innerhalb von fünf Werktagen (25 €) oder 48 Stunden (45 €). Wo ist der Haken? Aber da die Bezahlung erst nach erfolgreich stattgefundenem Termin im Bürgeramt fällig ist, schicke ich meine Anfrage mit dem Wunschtermin ab. Es ist die Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Am Mittwochnachmittag erhalte ich eine E-Mail mit meinem Termin: Freitag, 12.30 Uhr, Bürgeramt Tempelhof und eine Nummer.

Ich hatte noch eine Frage – die E-Mail wurde prompt beantwortet. Das ist Service, denke ich und fahre am Freitag mit einem mulmigen Gefühl zum Bürgeramt am Tempelhofer Damm. Ob das echt funktioniert? Oder ist das illegal? Winkt mir eine Anzeige wegen Landesverrat? Nix da. Pünktlich erscheint meine Nummer auf der Anzeige im Warteraum, ich werde am Platz mit Namen begrüßt, der Reisepass wird beantragt und die Gebühr dafür – mit Expresszuschlag - in bar bezahlt. Die Sachbearbeiterin ist zufrieden und wünscht mir ein schönes Wochenende.

Es wird allen Ernstes nach einer Handhabe gegen den Service gefragt!

Zwei Werktage später: Praktisch alle Berliner Medien berichten über diesen Termin-Service. Offensichtlich ist das Thema gerade heiß. Was mich wundert, ist, dass in manchen Artikeln tatsächlich die Frage aufgeworfen wird, ob es gegen diesen Service eine rechtliche Handhabe gäbe. Leider nicht, ist da zu lesen. Jetzt wird es absurd. Da ist die Verwaltung nicht in der Lage, einen anständigen Service zu liefern. Da gibt es einen privaten Service, der dieses Problem löst. Und schon geht das Geschrei nach einem Verbot los.

Es geht noch schlimmer: "Kommen Sie bloß NIE montags!"

Eine Woche später bin ich wieder beim Bürgeramt, um den Pass abzuholen. Der Warteraum in Tempelhof ist etwa 50 Quadratmeter!!! groß. In ihm drängeln sich gerade 80 bis 100 Bürgerinnen und Bürger. Das Terminal, das Wartemarken ausspuckt, um Dokumente abzuholen, ist kaputt. Allein das Abholen erfordert also schon wieder mehrere Stunden Wartezeit! Das Amt schließt in einer Stunde. Keine Chance. Ich werde wohl wiederkommen müssen. Einen Tipp habe ich aufgeschnappt: „Kommen Sie bloß nie montags!“ Es geht also noch schlimmer. Mal sehen, wann ich den Pass endgültig in der Tasche habe.

Die Service Rosine:

Online zu finden unter www.buergeramt-termine.de

Der Service kostet 25 € oder 45 € beim 48-Stunden-Service. Jeder muss selbst wissen, ob es einem das wert ist.